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Als Pflegehelferin in der Hauswirtschaft

Sein wie ein Tintenfisch

Wenn Esther Garius am Abend von Münsingen ihre 12 Kilometer zurück nach Hause fährt, lässt sie den Arbeitstag Revue passieren, die beglückenden Momente, die schwierigen Situationen, die Befriedigung, etwas Gutes getan zu haben. Vor der Haustürschwelle ist ihre Bilanz abgeschlossen, die Arbeit bleibt aussen vor, das Private rückt ins Zentrum: Ihre Familie, ihr Hund, die Panflöte.

Die 56-jährige Pflegehelferin SRK ist Mitarbeiterin im Team Hauswirtschaft der Spitex AareGürbetal. Sie weiss aus eigener Erfahrung, wie belastend es werden kann, wenn jemand seinen Haushalt nicht mehr alleine zu bewältigen vermag. Nach einer Lehre als Schneiderin und ersten Schritten im Modebetrieb arbeitete sie einige Jahre in einem Altersheim. Der Tod ihrer Mutter und gleich acht weiterer Angehöriger innerhalb weniger Monate setzte ihr sehr zu, sie musste Abstand gewinnen und wechselte in die Verkaufsbranche. Dieser Tätigkeit blieb sie nach ihrer Heirat und nach der Geburt einer Tochter während 25 Jahren treu.

Der Zeitpunkt war gekommen, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen: Esther Garius wollte zurück ins «Soziale», begann in einem Heim für gehörlose und behinderte Menschen, in der Hauswirtschaft und in der Betreuung, erlernte die Gebärdensprache. «Die Zusammenarbeit hat mir sehr gut gefallen, aber ich brauchte noch etwas mehr Herausforderung.» Eine Kollegin der Spitex AareGürbetal machte sie auf die Arbeit bei der Spitex aufmerksam: «Mir hat imponiert, was alles sie dort machen, damit die Menschen so lange wie möglich zuhause bleiben können. Ich spürte sofort: Das ist eine sehr sinnvolle, gute Sache.» Sie wurde Mitarbeiterin im Team Hauswirtschaft, absolvierte die Ausbildung zur Pflegehelferin SRK und führt heute anspruchsvolle, komplexe Hauswirtschafts-Einsätze aus, die pflegerisches Hintergrundwissen erfordern.

«Im Hauswirtschaftlichen Bereich machen wir alles, was für die Klienten zu anstrengend ist oder gehen ihnen dabei zumindest zur Hand», erläutert Esther Garius. Zwischenmenschliche gute Gespräche, auf Wünsche eingehen und Freude in den Alltag bringen sind ihr sehr wichtig. «Dann ist aber auch viel Begleitung und Anleitung dabei. Es sind Menschen darunter, die sich mit zunehmender Krankheit und Vergesslichkeit selbst vernachlässigen, und dem können wir sehr gut entgegen wirken.» Anleiten mit Respekt, Achtung, Empathie und Diskretion, wie Frau Garius betont. Denn wie gross auch das Vertrauensverhältnis und die Empathie sein mögen: «Wir dringen in ihre Privatsphäre ein. Ich versuche mir immer vorzustellen, wie ich es an ihrer Stelle haben möchte. Wir sind Gast in ihren vier Wänden.»

Empathie und «Gspüri» sind Esther Garius wichtig: «Viele haben ein gutes Umfeld, Freunde, Familie, aber bei andern sind wir oft die Einzigen, die noch vorbeikommen. Natürlich sind unsere Klienten manchmal gereizt, aufgebracht oder traurig, etwa wegen Schmerzen, Einsamkeit oder ihrer Abhängigkeit von fremder Hilfe. Bei den verschiedenen Einsätzen werden wir häufig überrascht mit den verschiedenen Gefühlsausdrücken der Klienten. Vieles ist Tagesform-abhängig. Viele Klienten freuen sich sehr über unseren Besuch. Die freundliche zugewandte, respektvolle Begegnung bringt viel Abwechslung und Heiterkeit in ihren Alltag.»

Jeden Monat würden sie sich zum Rapport zusammensetzen. «Dabei können wir einzelne Situationen besprechen und Beobachtungen aufgreifen, die zur Verbesserung der Lebensqualität unserer Klienten relevant sind.» Esther Garius, die über Mittag in Münsingen auch Mahlzeiten ausfährt, erwähnt den Teamaspekt in ihrer Arbeit: «Wir sind keine Einzelkämpferinnen, wir holen untereinander Ratschläge und haben mit unserer Leiterin eine kompetente und unterstützende Ansprechpartnerin, wann immer das erforderlich ist.» So würden auch neue Mitarbeiterinnen gut eingeführt, niemand werde ins kalte Wasser gestossen. «Irgendwann kommt dann die Frage: Traust du es dir zu, alleine zu gehen?»

Empathischer Umgang mit den Menschen, Feinfühligkeit, Selbständigkeit, Verständnis für verschiedene Lebenssituationen, Achtung und Respekt: Das sind einige der vielen Stichworte, die Esther Garius in das Anforderungsprofil einer Mitarbeiterin im Team Hauswirtschaft schreiben würde. Improvisationstalent, Einfallsreichtum sind andere. Sie nennt auch Eigenschaften, die man nicht mitbringen sollte, wie Oberflächlichkeit, Gleichgültigkeit. «Und nichts darf einem zu viel sein», lacht die erfahrene «Tätschmeisterin» in Sachen Haushalt. Den Lehrtöchtern, die im Team Hauswirtschaft ein Praktikum machen, sage sie, sie sollten die Augen überall hinrichten, Sturzgefahren gleich erkennen, den Klienten immer im Auge behalten und nie einen Weg leer absolvieren: «Gebraucht eure Arme wie ein Tintenfisch…»

Die Arbeit bei der Spitex AareGürbetal könne sie bestens weiterempfehlen, unterstreicht Esther Garius. «Wenn du mit viel Liebe deine Arbeit machst, bist du bei der Spitex am richtigen Ort! Die Dankbarkeit für die Arbeit kommt von den Klienten wie vom Team immer zurück!»

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